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Die langen Wellen der Konjunktur – die Kernaussagen!

In diesem Beitrag wird Kondratieffs Aufsatz „Die langen Wellen der Konjunktur“ aus dem Jahr 1926 näher beleuchtet.

Kondratieff vergleicht in desem Aufsatz wirtschaftliche Daten aus Frankreich und England seit Ende des 18 Jhds. Seine Absicht ist die sogenannten „Langen Wellen der Konjunktur“ herzuleiten, um darzulegen, dass das Wirtschaftsgeschehen einen langfristigen und zyklischen Charakter hat.

Zu Beginn erwähnt der Autor noch zwei weitere Arten von Zyklen.

Zum einen die 7-11 Jährigen Zyklen, Juglar Zyklen genannt. Diese beschreiben Investitionsphasen.

Zum anderen nennt er die dreieinhalb Jahre währenden Zyklen. Diese sind auch als Kitchinzyklus bekannt. Der Kitchinzyklus wird zur Beurteilung der betriebswirtschaftlichen Produktions- und Absatzplanung bzw. der Lagerhaltung herangezogen. In der ersten Phase wird mehr produziert als verkauft, um die Lager zu füllen. Sobald sich ein langsameres Wachstum abzeichnet, wird in der zweiten Phase die Produktion gedrosselt.

Um die genaue statistische Methode zu verstehen bietet es sich an, den Aufsatz von Kondratieff zu lesen. Ich möchte nur einen kurze Zusammenfassung dessen darlegen.

Kondratieff erwähnt, dass es schwierig ist [Anm. im Jahr 1926] die Zyklen zu beweisen, da er nur auf Daten eines begrenzten Zeitraums zurückgreifen kann. Nämlich insbesondere auf die Daten seit Ende des 18. Jhds aus England und Frankreich.

Er vergleicht unter anderem folgende Daten über einen Zeitraum von 140 Jahren und zweieinhalb Zyklen:

– das mittlere Niveau der Warenpreise
– den Kapitalzins
– den Lohn
– Umsätze im Außenhandel
– die Erzeugung und den Verbrauch von Kohle

Für das mittlere Niveau der Warenpreise nennt Kondratieff folgende Daten.

Erste Welle: 1789 – 1814 (25 Jahre Aufstieg) 1814 – 1849 (35 Jahre Abstieg)
Dauer insgesamt: 60 Jahre

Zweite Welle: 1849 – 1873 (24 Jahre Aufstieg) 1873 – 1896 (23 Jahre Abstieg)
Dauer insgesamt: 47 Jahre

Dritte Welle: 1896 – 1920 (24 Jahre Aufstieg) 1920 –

Für Umschwung von Aufschwung zu Abschwung und umgekehrt gibt er nach Erläuterung der weitere Datengruppen einen Fehler von 5 – 7 Jahren an.

Folgende Schlussfolgerungen nennt Kondratieff aufgrund seiner statistischen Untersuchungen:

1. Die langen Wellen sind ebenso real gegeben wie auch die mittleren Zyklen (Juglar) mit ihren Hauptphasen des Aufschwungs und der Depression verlaufen. Die Juglarzyklen wiederum werden durch die langen Wellen geprägt.

Während dem Anstieg finden wir Jahre des Aufschwungs und dem Absinken Jahre der Depression.

2. Während des Absinkens der langen Wellen macht die Landwirtschaft eine lang anhaltende Depression durch.

3. Während des Absinken der langen Wellen werden besonders viele wichtige Entdeckungen und Erfindungen in der Produktions- und Verkehrstechnik gemacht, die jedoch gewöhnlich erst beim Beginn des neuen langen Anstiegs im großen auf die wirtschaftliche Praxis angewandt zu werden pflegen. Änderungen auf dem Gebiete der Produktionstechnik haben zwei Voraussetzungen:

a) Es müssen die entsprechenden wissenschaftlich-technischen Erfindungen und Entdeckungen vorliegen.

b) es müssen die wirtschaftlichen Vorbedingungen vorhanden sein um sie praktisch anzuwenden.

4. Beim langen Aufstieg steigt die Goldgewinnung an und im Weltmarkt werden neue Länder in das Wirtschaftsgeschehen einbezogen. Es werden neue Absatz- und Rohstoffquellen gesucht.

5. In der Zeit des Ansteigens der langen Wellen, d.h. der Hochspannung im Wachstum des Wirtschaftslebens fallen in der Regel die meisten und größten kriegerischen und inneren sozialen Erschütterungen. Dies liegt am verschärften Kampf um Rohstoffe und Märkte.

Er betont, dass diese Regelmäßigkeiten empirischen Charakters sind und niemals eine Erklärung der langen Wellen.

Fazit: Kondratieffs Entscheidung, aus der Analyse von Zahlenreihen die langen Zyklen abzuleiten war der erste Schritt, hin zu einem neuen Grundverständnis der Wirtschaft. Jedoch war auch er von einem mechanistisch-materialistischem Bild geprägt, da die Psyche und der oft irrationale Moment von Entscheidungen in den bloßen Zahlenreihen unberücksichtigt bleibt.

Kondratieffs Aufsatz von 1926 bietet jedoch im Gegensatz zu den Geldmengentheorien wie die von J. M. Keynes eine andere Sicht auf die Ursache der wirtschaftlichen Entwicklung.

Eine erweiterte Betrachtung zu den Kondratieffzyklen legen Erik Händeler und Leo Nefiodow dar. Hierzu mehr in den nächsten Beiträgen.

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